Mistkäfer und Pillendreher

Unter den weltweit mehr als 400.000 Käferarten nimmt der als Pillendreher bekannte Mistkäfer eine wichtige Stellung ein. Da er sich vom Kot der pflanzenfressenden Säugetiere ernährt, trägt er zur Zersetzung von organischem Material in der Natur bei.


Diese ökologische Bedeutung war unter anderem ein Grund, warum der Mistkäfer in Ägypten heilig war.

Als Scarabeus galt er dort als Symbol des Lebens und nahm somit eine nicht unwichtige Rolle im Totenkult ein. Die Ägypter verglichen das Rollen der Mistkugel mit dem täglichen Wechsel der aufgehenden Sonne. Daneben wurde der Scarabeus wegen seiner sehr fürsorglichen Brutpflege dem Schöpfergott zugeordnet.


Wie der Name schon sagt, nutzt der Mistkäfer Dung von Pflanzenfressern als Nahrung und Baumaterial. Er formt diesen zu einer großen Kugel (meist schwerer als das eigene Körpergewicht!) und rollt sie flink vom Misthaufen fort an eine günstigere Stelle. Die Käfer stellen zwei verschiedene Arten von Dungpillen her. Einmal handelt es sich hier um die reinen Fraßpillen, welche nur zur eigenen Ernährung hergestellt werden, zum anderen um die für die Nachzucht notwendigen Brutpillen.

Je nach Käferart gibt es hier jedoch Unterschiede. Die einen verzichten gänzlich auf die Fraßpillen und graben sich zum Fressen tief in frische Misthaufen ein, von den meisten anderen Mistkäfern werden die Pillen in eine kleine unterirdische Höhle gebracht. Diese dient dann als Futter- und Vorratskammer.


Die Brutpillen werden jedoch bei den meisten Arten gemeinsam vom Männchen und Weibchen in einen bis zu 50 Zentimeter tief in die Erde führenden senkrechten Stollen vergraben. An seinem Ende befindet sich eine größere Kammer, in welche die Brutpille gerollt wird. Das Weibchen formt hier die runde Kugel zu einer Art Kegel um, der sogenannten Brutbirne. Nun steht die Brutpille immer senkrecht, was dem Weibchen die Eiablage im oberen Bereich sehr erleichtert. Der restliche Stollen wird dann als Schutz mit weiterem Mist aufgefüllt. Der so luftdicht abgefüllte Mist bleibt lange frisch und feucht. Die sehr nahrhafte Mistpille dient später der schlüpfenden Larve als Nahrungsquelle, denn sie frisst diese einfach von innen heraus auf. Die spätere Puppe nutzt diesen Ort dann zur Winterruhe, um im nächsten Frühjahr als voll ausgebildeter Käfer die Höhle zu verlassen. Nach einiger Zeit wird der Stollen wieder einfallen. Der Mistkäfer trägt somit aus ökologischer Sicht auch zur Belüftung und Befruchtung des Boden bei.

Es ist anzumerken, dass die Vielzahl dieser Käferart mit ihren unterschiedlichen Lebensräumen (Europa, Amerika, Afrika) auch die verschiedensten Lebensweisen hervorgebracht hat, auf die man in einem kurzen Artikel nicht eingehen kann. Es gibt zum Beispiel auch Mistkäfer, welche keine Brutpillen aus Dung herstellen, sondern aus tierischen Abfallprodukten wie Federn und Haaren. Diese werden dann an einem sicheren Ort mit Erde und Laub verdeckt.


Mistkäfer als auch Pillendreher, sind sich entweder so ähnlich, dass man sie kaum auseinander halten kann, oder so unterschiedlich, dass man kaum eine Artverwandtschaft erkennt.

Ihre Körpergestalt reicht von den großen Herkuleskäfern mit bis zu 17 Zentimetern Größe bis hin zu den kleinsten (Sisyphus schaefferi) mit nur 1 cm. Selbst die Farben variieren vom tiefen Schwarz (Scarabaeinae), gelblichen Käfern bis hin zu den farbenprächtigen tropischen Rosenkäfern mit ihren roten, goldenen oder silbernen Panzern.