Biber sind Säugetiere und gehören zur Ordnung der Nagetiere, untergeordnet in Hörnchenverwandte. Markenzeichen des „Meister Bockert“, so wird der Biber in Fabeln bezeichnet, sind die großen Nagezähne und der breite platte Schwanz. Wegen ihres Pelzes, aus Futterneid und da sie als Naturschädlinge gelten, wurden Biber gnadenlos gejagt und bis an den Rand der Ausrottung getrieben. |
Ursprünglich gab es fast auf der gesamten nördlichen Erdhalbkugel Biber. Sie bewohnten Flüsse und Seen in Mittel-, Nord-, Osteuropa, Asien und Nordamerika. Überall dort, wo das Klima nicht zu warm war und es Wasser und geeignete Vegetation gab. Seine Feinde waren Wölfe und Raubkatzen, aber sein größter Feind war der Mensch. Der Biber wurde von Pelzjägern verfolgt, sein Fleisch galt als Delikatesse und aus seinen Zähnen wurden Amulette gefertigt. Ein spezielles Drüsensekret, das Bibergeil, galt als Allheilmittel gegen Krankheiten. Zusätzlich wurde dem Biber durch Flussbegradigungen und Auwälderrodungen der Lebensraum genommen. In England gab es bereits im 12. Jahrhundert keine Biber mehr, bis zum 19. Jahrhundert galt der Biber in fast ganz Europa als ausgerottet. Lediglich in einigen wenigen, für Menschen schwer zugänglichen Gebieten konnten kleine Populationen überleben. Erst Mitte bis Ende des 20. Jahrhunderts wurde der Biber in einigen Teilen Europas, auch in Deutschland, wieder angesiedelt. Da Biber bei uns heute nur mit Ausnahmegenehmigung gejagt werden dürfen, konnten sie sich schnell weiter verbreiten. An vielen deutschen Flüssen, Bächen und Seen sind diese großen Nagetiere heute wieder heimisch. In Bayern wird im Jahr 2003 der Biberbestand auf etwa 7.000 bis 10.000 Tiere geschätzt. Genaue Zahlen liegen nicht vor.
Mit einer Kopf-Rumpf-Länge von 70 – 110 cm und einer Schwanzlänge von etwa 30 cm sind die Biber die zweitgrößten Nagetiere. Nur die Riesennager sind noch größer. In Europa ist der Biber das größte Nagetier. |
Der unbehaarte Schwanz ist platt, keulenförmig und mit Hornschuppen versehen. Er dient dem Biber als Steuerruder beim Tauchen und Schwimmen sowie als Fettreservoir für die Winterzeit. |
Unter Wasser werden die kleinen braunen Augen des Biber von einem dünnen Häutchen geschützt, die Nase und die kleinen Ohren werden dann verschlossen. Biber sind mit einem sehr guten Gehör und einem ausgezeichneten Geruchs- und Tastsinn ausgestattet.
Biber leben monogam in Familienverbänden von einem erwachsenen Pärchen und ein bis zwei Generationen Jungtiere. Solch eine Familie besteht aus etwa vier bis zehn Tieren. Sie bevorzugen als Lebensraum langsam fließende oder stehende Gewässer mit weitläufigem Baum- und Pflanzenbestand. Das Wasser sollte tief genug sein, dass es weder völlig einfrieren noch austrocknen kann. |
Dort, wo der Biber sich niederlassen möchte, reguliert er den Wasserstand durch einen Damm, den er selbst anlegt. Hierzu richtet er einen Wall aus Steinen und Schlamm auf, den er mit Zweigen und Baumstämmen stabilisiert. |
Sein Bau, die sogenannte Biberburg, wird errichtet, indem der Biber zuerst einen großen Haufen Äste und Stämme aufrichtet. Mit Schlamm, Schilf und Steinen wird die Burg gefestigt und abgedichtet. Der Biber nagt nun von schräg unten eine Höhle in diesen Haufen. Der Eingang zu der runden Höhle liegt unter Wasser, während sich der Wohnkessel über dem Wasserspiegel befindet. Ausgepolstert wird diese Wohnhöhle, die einen Durchmesser von bis zu 120 cm erreichen kann, mit reichlich Nagespänen. Je nach Größe der Familie wird manchmal eine zweite Wohnkammer angelegt. Bricht solch eine Burg einmal ein oder wird durch Hochwasser überschwemmt, stockt der Biber sein Heim häufig neu auf die alten Bruchstücke auf. So kann ein mächtiger Bau entstehen. Erstaunlich gut ist die Isolierung in der Biberburg. Im Sommer ist es dort selten wärmer als 20 Grad und im Winter erreicht der Frost selbst bei –20 Grad Außentemperatur kaum die Wohnhöhle.
Für den Transport der Baumstämme oder des Nahrungsvorrates muss der Biber oft weite Strecken zurücklegen. Hierfür nutzt er ein Kanalsystem, durch das er das Material nur hindurch bugsieren muss. Ob diese Kanäle vom Biber gezielt zu diesem Zweck angelegt werden oder durch den ständigen Transport automatisch entstehen, ist noch nicht eindeutig geklärt.
Als Baumaterial werden Bäume bis zu einem Durchmesser von 50 Zentimetern gefällt. Mit seinen kräftigen Nagezähnen arbeitet sich der Biber einseitig oder rund um den Stamm in einer Höhe von etwa 50 Zentimetern, bis der Baum fällt. Verwerten kann der Biber sowohl den Stamm als auch die Äste, das Laub sowie die Nagespäne. |
Als Nagetier ist der Biber ein reiner Pflanzenfresser. Dabei ist er nicht besonders wählerisch, er nutzt das Angebot der vorhandenen Pflanzen je nach Jahreszeit und Gebiet. Im Sommer werden neben weichen Hölzern, Laub, Schilf, Wasserpflanzen, Gräsern und Kräutern auch gerne Feldfrüchte verspeist. Im Winter lebt er von seinen angelegten Vorräten und nimmt zusätzlich Zweige und Baumrinde zu sich. Der Biber hält keinen Winterschlaf, hält sich im Winter aber manchmal wochenlang im Bau auf und ernährt sich dann von den gesammelten Vorräten. |
Die Paarung findet beim Biber meist im Februar und März im Wasser statt. Nach 105 - 107 Tagen Tragzeit werden zwei bis fünf Junge in der sicheren Biberburg geboren. Sie sind behaart, können bereits sehen und wiegen etwa 700 Gramm. Die Jungen werden von ihrer Mutter gesäugt, können aber schon bald nach der Geburt schwimmen und lernen dann auch schnell, sich selbst zu ernähren. Sie bleiben in ihrem Familienverband bis sie zwei Jahre alt sind. Dann machen sie sich auf die Suche nach einem eigenen Revier.
Mit Beginn der Geschlechtsreife im Alter von drei bis vier Jahren gründen sie selbst eine Familie.
In der Natur können Biber ein Alter von etwa 20 Jahren erreichen, in Zoos werden sie bis zu 40 Jahre alt.
Da der Biber dämmerungs- und nachtaktiv ist, muss man schon Glück haben, wenn man ihm in seinem natürlichen Lebensraum einmal begegnen möchte. Seine Bauten sind meist gut versteckt in für Menschen schwer zugänglichen Gebieten. Die Spuren seiner nächtlichen Baumfällaktionen sind dagegen auch tagsüber gut zu erkennen. |