Biber (Castoridae)

Biber sind Säugetiere und gehören zur Ordnung der Nagetiere, untergeordnet in Hörnchenverwandte. Markenzeichen des „Meister Bockert“, so wird der Biber in Fabeln bezeichnet, sind die großen Nagezähne und der breite platte Schwanz. Wegen ihres Pelzes, aus Futterneid und da sie als Naturschädlinge gelten, wurden Biber gnadenlos gejagt und bis an den Rand der Ausrottung getrieben.

Dank der allgemein naturbewussteren Einstellung der Menschen in neuer Zeit hat sich der Biberbestand bis heute wieder erholt.

Der Europäische Biber ist in Europa und Asien beheimatet und an seinem hell- bis dunkelbraunen Fell erkennbar. In Russland gibt es auch Biber mit schwarzem Pelz.

Der Kanadische Biber bewohnt Nordamerika, Alaska und Kanada und hat ein rötlichbraunes Fell.


Lebensraum des Biber

Ursprünglich gab es fast auf der gesamten nördlichen Erdhalbkugel Biber. Sie bewohnten Flüsse und Seen in Mittel-, Nord-, Osteuropa, Asien und Nordamerika. Überall dort, wo das Klima nicht zu warm war und es Wasser und geeignete Vegetation gab. Seine Feinde waren Wölfe und Raubkatzen, aber sein größter Feind war der Mensch. Der Biber wurde von Pelzjägern verfolgt, sein Fleisch galt als Delikatesse und aus seinen Zähnen wurden Amulette gefertigt. Ein spezielles Drüsensekret, das Bibergeil, galt als Allheilmittel gegen Krankheiten. Zusätzlich wurde dem Biber durch Flussbegradigungen und Auwälderrodungen der Lebensraum genommen. In England gab es bereits im 12. Jahrhundert keine Biber mehr, bis zum 19. Jahrhundert galt der Biber in fast ganz Europa als ausgerottet. Lediglich in einigen wenigen, für Menschen schwer zugänglichen Gebieten konnten kleine Populationen überleben. Erst Mitte bis Ende des 20. Jahrhunderts wurde der Biber in einigen Teilen Europas, auch in Deutschland, wieder angesiedelt. Da Biber bei uns heute nur mit Ausnahmegenehmigung gejagt werden dürfen, konnten sie sich schnell weiter verbreiten. An vielen deutschen Flüssen, Bächen und Seen sind diese großen Nagetiere heute wieder heimisch. In Bayern wird im Jahr 2003 der Biberbestand auf etwa 7.000 bis 10.000 Tiere geschätzt. Genaue Zahlen liegen nicht vor.


Aussehen des Biber

Mit einer Kopf-Rumpf-Länge von 70 – 110 cm und einer Schwanzlänge von etwa 30 cm sind die Biber die zweitgrößten Nagetiere. Nur die Riesennager sind noch größer. In Europa ist der Biber das größte Nagetier.

Das Gewicht der spindelförmigen Tiere liegt bei etwa 25 – 35 Kilogramm, wobei die weiblichen Biber mehr Gewicht auf die Waage bringen als die Männchen. Das dichte, wasserundurchlässige Fell ist an der Unterseite zum Schutz gegen Unterkühlung stärker behaart als auf der Oberseite. Der mit einem öligen Drüsensekret eingefettete Pelz besteht aus sehr dichter warmer Unterwolle mit darüber liegenden Grannenhaaren. Die Fellfarbe ist dunkelbraun bis braunschwarz.

Der unbehaarte Schwanz ist platt, keulenförmig und mit Hornschuppen versehen. Er dient dem Biber als Steuerruder beim Tauchen und Schwimmen sowie als Fettreservoir für die Winterzeit.

Die kurzen Beine sind an den Füßen mit scharfen langen Krallen ausgestattet und an den Hinterfüßen befinden sich Schwimmhäute. Die Krallen werden an Baumstämmen geschärft und dienen dem Biber zum Greifen von Gegenständen und Nahrung. An der zweiten Zehe befindet sich eine Doppelkralle, die auch als Putzkralle bezeichnet wird.

Die kräftigen bis zu 3,5 cm langen und bis zu 1 cm breiten Nagezähne benötigt der Biber, um Baumstämme für seinen Bau zu fällen. Diese Nagezähne sind mit einer rötlichen Schmelzschicht versehen und wachsen ständig nach, so dass sie trotz extremer Beanspruchung kaum abgenutzt werden.

Unter Wasser werden die kleinen braunen Augen des Biber von einem dünnen Häutchen geschützt, die Nase und die kleinen Ohren werden dann verschlossen. Biber sind mit einem sehr guten Gehör und einem ausgezeichneten Geruchs- und Tastsinn ausgestattet.


Lebensweise des Biber

Biber leben monogam in Familienverbänden von einem erwachsenen Pärchen und ein bis zwei Generationen Jungtiere. Solch eine Familie besteht aus etwa vier bis zehn Tieren. Sie bevorzugen als Lebensraum langsam fließende oder stehende Gewässer mit weitläufigem Baum- und Pflanzenbestand. Das Wasser sollte tief genug sein, dass es weder völlig einfrieren noch austrocknen kann.

Im Wasser erweist sich der Biber als ausgezeichneter Schwimmer. Unter Wasser kann er bis zu 15 Minuten tauchen, gewöhnlich verbringt er aber nur zwei bis drei Minuten pro Tauchgang. Er bewegt sich dabei durch kräftige Ruderstöße der Hinterbeine, während die Vorderbeine am Körper anliegen. Der Schwanz wird nur als Steuer benutzt.

An Land wirkt der Biber eher unbeholfen, denn er bewegt sich langsam im Watschelgang. Sieht er eine Bedrohung, galoppiert er schnell hüpfend in Richtung Wasser, da er sich dort behender bewegen kann und seinen Feinden leichter entkommen kann.


Der Biberdamm

Dort, wo der Biber sich niederlassen möchte, reguliert er den Wasserstand durch einen Damm, den er selbst anlegt. Hierzu richtet er einen Wall aus Steinen und Schlamm auf, den er mit Zweigen und Baumstämmen stabilisiert.

Dieses Bauwerk kann bis auf eine Höhe von 1,50 Meter anwachsen. Seine Breite richtet sich nach den jeweiligen Gewässergegebenheiten und kann bis zu 200 Meter betragen.

Bei zugefrorenem Gewässer reguliert der Biber intelligent den Wasserstand nach unten, indem er ein Loch in seinen Damm nagt. Daraufhin bildet sich unter dem Eis eine Luftschicht, in der er sich bewegen kann.


Die Biberburg

Sein Bau, die sogenannte Biberburg, wird errichtet, indem der Biber zuerst einen großen Haufen Äste und Stämme aufrichtet. Mit Schlamm, Schilf und Steinen wird die Burg gefestigt und abgedichtet. Der Biber nagt nun von schräg unten eine Höhle in diesen Haufen. Der Eingang zu der runden Höhle liegt unter Wasser, während sich der Wohnkessel über dem Wasserspiegel befindet. Ausgepolstert wird diese Wohnhöhle, die einen Durchmesser von bis zu 120 cm erreichen kann, mit reichlich Nagespänen. Je nach Größe der Familie wird manchmal eine zweite Wohnkammer angelegt. Bricht solch eine Burg einmal ein oder wird durch Hochwasser überschwemmt, stockt der Biber sein Heim häufig neu auf die alten Bruchstücke auf. So kann ein mächtiger Bau entstehen. Erstaunlich gut ist die Isolierung in der Biberburg. Im Sommer ist es dort selten wärmer als 20 Grad und im Winter erreicht der Frost selbst bei –20 Grad Außentemperatur kaum die Wohnhöhle.

Für den Transport der Baumstämme oder des Nahrungsvorrates muss der Biber oft weite Strecken zurücklegen. Hierfür nutzt er ein Kanalsystem, durch das er das Material nur hindurch bugsieren muss. Ob diese Kanäle vom Biber gezielt zu diesem Zweck angelegt werden oder durch den ständigen Transport automatisch entstehen, ist noch nicht eindeutig geklärt.

Als Baumaterial werden Bäume bis zu einem Durchmesser von 50 Zentimetern gefällt. Mit seinen kräftigen Nagezähnen arbeitet sich der Biber einseitig oder rund um den Stamm in einer Höhe von etwa 50 Zentimetern, bis der Baum fällt. Verwerten kann der Biber sowohl den Stamm als auch die Äste, das Laub sowie die Nagespäne.

Die Reviergröße der Biberfamilie richtet sich nach der Lebensraumqualität. Bei großem Nahrungsangebot und genügend Freiraum ist das Revier kleiner als beispielsweise an Flussläufen mit wenig Bewuchs. Ist das Revier erst mal eingenommen, sind Biber ortstreu und bewohnen das Gebiet oft über Generationen. Das Revier wird mit einem Sekret, dem Bibergeil, markiert.

Überschreitet ein Rivale diese Grenzen, kann es zu heftigen Kämpfen kommen, bei denen sich die Tiere manchmal auch ernsthaft verletzen.


Ernährungsweise des Bibers

Als Nagetier ist der Biber ein reiner Pflanzenfresser. Dabei ist er nicht besonders wählerisch, er nutzt das Angebot der vorhandenen Pflanzen je nach Jahreszeit und Gebiet. Im Sommer werden neben weichen Hölzern, Laub, Schilf, Wasserpflanzen, Gräsern und Kräutern auch gerne Feldfrüchte verspeist. Im Winter lebt er von seinen angelegten Vorräten und nimmt zusätzlich Zweige und Baumrinde zu sich. Der Biber hält keinen Winterschlaf, hält sich im Winter aber manchmal wochenlang im Bau auf und ernährt sich dann von den gesammelten Vorräten.

Manchmal siehst man nur in den Spuren im Schnee das Biber da waren.


Fortpflanzung des Biber

Die Paarung findet beim Biber meist im Februar und März im Wasser statt. Nach 105 - 107 Tagen Tragzeit werden zwei bis fünf Junge in der sicheren Biberburg geboren. Sie sind behaart, können bereits sehen und wiegen etwa 700 Gramm. Die Jungen werden von ihrer Mutter gesäugt, können aber schon bald nach der Geburt schwimmen und lernen dann auch schnell, sich selbst zu ernähren. Sie bleiben in ihrem Familienverband bis sie zwei Jahre alt sind. Dann machen sie sich auf die Suche nach einem eigenen Revier.

Mit Beginn der Geschlechtsreife im Alter von drei bis vier Jahren gründen sie selbst eine Familie.

In der Natur können Biber ein Alter von etwa 20 Jahren erreichen, in Zoos werden sie bis zu 40 Jahre alt.


Biber heute

Da der Biber dämmerungs- und nachtaktiv ist, muss man schon Glück haben, wenn man ihm in seinem natürlichen Lebensraum einmal begegnen möchte. Seine Bauten sind meist gut versteckt in für Menschen schwer zugänglichen Gebieten. Die Spuren seiner nächtlichen Baumfällaktionen sind dagegen auch tagsüber gut zu erkennen.

In Deutschland fehlt dem Biber ein natürlicher Feind. Die häufigste unnatürliche Todesursache ist beim Biber leider der Verkehrstod. Es wird geschätzt, dass bis zu 50 Prozent der Biber überfahren werden. Weitere Tiere sterben an Verletzungen bzw. an Infektionen nach Verwundungen. Durch Krankheiten und Hochwasser werden besonders Jungtiere bedroht.

Obwohl sich der Bestand der Biber in Deutschland in den letzten Jahren gut erholt hat, gehört er immer noch zu den vom Aussterben bedrohten Tierarten und darf nicht bejagt werden.