Präriehund (Cynomys)

Der Präriehund ist ein in Nordamerika lebendes Nagetier. Das 28-33 cm große, zwischen 800-1400 g schwere, rotbraune Tier gehört zur Familie der Erdhörnchen.

Die Präriehunde nehmen im gewissen Sinne eine Brückenstellung zwischen ihren zwei Verwandten ein.

Zum einen mit den mit funktionstüchtigen Backentaschen versehenen Zieseln und zum anderen mit den Backentaschenlosen Murmeltieren. Beim Präriehund sind zwar ansatzweise Backentaschen vorhanden - diese sind aber verkümmert.


Es sind zur Zeit fünf Arten bekannt, die äußerlich aber recht schwer zu unterscheiden sind:

  • Mexikanischer Präriehund (Cynomys mexicanus), Coahuila, San Luis Potosí
  • Schwarzschwanz-Präriehund oder Gemeiner-Präriehund (Cynomys ludovicianus), Saskatchewan, USA - Chihuahua
  • Weißschwanz-Präriehund (Cynomys leucurus), Wyoming, Colorado
  • Gunnisons Präriehund oder Felsengebirgs-Präriehund (Cynomys gunnisoni), Utah, Colorado, Arizona, New Mexico
  • Utah-Präriehund (Cynomys parvidens), Utah
Lediglich die Schwanzspitze gibt ein wenig Aufschluss, denn beim Mexikanischen und Schwarzschwanz Präriehund sind diese schwarz, bei den anderen Arten sind sie weiß.

Da die Arten recht schwer mit bloßem Auge zu unterscheiden sind, sie zumeist wegen ihrer Unscheinbarkeit wenig erforscht wurden, kann man nur von zwei Arten bestimmt etwas zum Verhalten während der Winterzeit sagen. Der Schwarzschwanz Präriehunde trotzt aller Witterung und streckt seine Nase selbst bei großem Schneetreiben vor den Bau, der Weißschwanz-Präriehund hält jedoch einen halbjährigen Winterschlaf und wartet auf besseres Wetter.

Präriehunde sind tagaktive Tiere die sich nachts zum schlafen zurück ziehen. Gelegentlich soll es auch vorkommen, das sie friedlich mit höhlenbewohnenden kleinen Prärieeulen, sogar gelegentlich sogar Klapperschlangen als Untermieter zusammen hausen. Das letztere ist daher doch recht verwunderlich, da sich Klapperschlangen von Präriehunden ernähren welche sie außerhalb ihre Baues schnappen können.


Präriehunde leben in großen Familienverbänden in selbst ausgehobenen, weit verzweigten unterirdischen Tunnelsystemen von 10-15 cm Breite. Am Eingang befindet sich ein Fallgang der viele Meter (ca. 30m) in die Tiefe führt. Von dort zweigen immer wieder neue kleinere Höhlen und Gänge ab. Die mit Gras und Laub ausgelegte Wohnkammer liegt in 1-5 m Tiefe. Von ihr aus führen lange Gänge zu 1-2 (selten mehr) Ausgängen an die Oberfläche. Diese zwei Eingänge/Ausgänge haben einen weiteren Sinn - zwischen ihnen kann die Frischluft hin- und her zirkulieren.

Erdhöhlen haben den Nachteil, das sie beim Regen mit Wasser voll laufen können. Hier haben die Präriehunde vorgesorgt und rund um den Höhleneingang zum Schutz vor starken Regenfällen oder Überschwemmungen im Bau, mit dem beim graben ausgeworfenen Erdreich, einen dicken Erdwall angelegt.

Zusätzlich ist dieser aufgeworfene Hügel wunderbar als Wachturm nutzbar, wo der Präriehund mit seinen scharfen Augen nach Räubern Ausschau hält. Die Aufgabe des Wachpostens wird in den Gruppen ständig abgewechselt damit auch alle Tiere genügend Zeit zur Futtersuche finden. Bei Gefahr verständigen sie sich durch laute Pfeiftöne. In Windeseile verschwinden alle Tiere daraufhin in ihren Bauten. Diese lauten Warnrufe klingen wie das Bellen eines Hundes – wodurch der Präriehund seinen Namen erhalten hat.

Als reine Pflanzenfresser bevorzugen sie als Nahrung am liebsten Pflanzen, Früchte, Gräser und Kräuter.

Die geschätzte Lebenserwartung des Präriehundes liegt bei 10-11 Jahre.


Bis auf den Weißschwanz-Präriehund leben die meisten erforschten Präriehundarten in Kolonien – sogenannte Dörfer – wo bis zu tausend Tiere zusammen leben können.

Diese Dörfer unterteilen sich in viele kleine Familiengruppen. Eine solche Familie besteht meist aus einem Männchen, ein bis vier Weibchen und den Jungtieren.

Das jeweilige Territorium wird vom Männchen verteidigt. Zumeist verbleiben die Weibchen wenn sie ausgewachsen sind in der Gruppe - die Männchen verlassen sie um eine eigene Gruppe zu gründen.

Blieben auch die Männchen ständig bei einer Gruppe - so könnte es zu schweren Mißbildungen durch Inzucht kommen. Aus diesem Grunde sind die Männchen der Schwarzschwanz-Präriehunde zu Wanderern geworden um alle paar Jahre den Bau - und die Weibchen zu wechseln. Würden sie es nicht tun, verweigern die Weibchen sich und es käme nicht zur Paarung.


Der Weißschwanz-Präriehund liebt das zusammenleben weniger. Bei ihm hat jeder seinen eigenen kleinen Bau, in denen dann zumeist Muttertiere mit ihren Jungen, oder Einzeltiere leben. Das soziale Gefüge der Gruppe ist eher gering einzuschätzen.


Mit etwa 2 Jahren erreichen Präriehunde ihre Geschlechtsreife. Sie leben polygam, das bedeutet, ein Männchen einer Gruppe paart sich meist mit allen Weibchen seiner Gruppe. Die Paarungszeit dauert in den natürlichen Verbreitungsgebieten von Januar bis April an. In der Zeit davor, bereitet sich das Männchen auf seine wichtige Aufgabe vor.

Es fängt an zusätzliche Hormone zu produzieren um die Spermienproduktion anzukurbeln was zur Folge hat, das seine Hoden nach und nach anschwellen. Im Fachgebrauch nennt sich diese Zeit auch "rut". "Rut" stammt aus dem amerikanischen und bezeichnet die Vorpaarungszeit der Männchen. Die Männchen werden durch diese Hormonschwankungen aggressiver und markieren mehr als üblich ihr Revier.

Die Weibchen kommen nicht wie die Männchen in die "rut". Jedoch ist äußerlich erkennbar wenn sie fruchtbar sind. Ihre Vagina färbt sich dunkel bis schwarz und schwillt bis zur dreifachen Größe an. Dies dauert meist 2-6 Tage - und das ist für das Männchen DAS Zeichen!

Forscher haben herausgefunden, das Präriehundweibchen in Freiheit einmal im Jahr für 5 Stunden fruchtbar sind. Kein Wunder das sich das Männchen auf seine Arbeit bereits seit Monaten vorbereitet damit auch wirklich nichts schief gehen kann.

Nach der unter der Erde stattfindenden Paarung versiegelt das Männchen die Vagina des Weibchens mit einer Art „Pfropfen“. Die mit speziellen Sekreten angereicherte Samenflüssigkeit wird binnen von Minuten nach der Kopulation wachs- bis gummiartig und verstopft als Pfropfen die Vagina - ein solides Hindernis gegen jeglichen Paarungsversuch weiterer Liebhaber.


John Koprowski von der Universität Kansas hat jedoch zumindest beim Paarungsverhalten von Fuchshörnchen und Grauhörnchen die Entdeckung gemacht, das die Weibchen innerhalb von weniger als dreißig Sekunden nach der Begattung den sich formenden Vaginalpfropfen mit den Schneidezähnen packten und entfernten. Dieses soll sich sogar recht häufig vollziehen und keine Seltenheit sein.

John Koprowski vermutet bei diesem Verhalten einen Konflikt zwischen unterschiedlichen Fortpflanzungsstrategien von Männchen und Weibchen. Ein häufigeres befruchten durch verschiedene Männchen würde schließlich zu einem Wurf mit Kindern von verschiedenen Vätern führen. Eine solche genetisch geteilte Vaterschaft ist für das Männchen jedoch höchst unvorteilhaft,daher soll sein dem Weibchen auferlegter Keuschheitsgürtel seinen Alleinanspruch auf Vaterschaft sichern. Das Weibchen möchte jedoch möglichst alle heran gereiften Eier befruchtet wissen und sicher sein das sie auch befruchtet werden - wenn nicht von diesem - so mit Sicherheit vom nächsten Männchen - oder bei der nächsten Paarung mit dem Männchen ihres Baus.


Da die Beobachtungen von John Koprowski sich jedoch nicht auf Präriehunde beziehen, diese aber Hörnchenverwandte sind, kann auch bei ihnen somit dieses Verhalten nicht ausgeschlossen werden. Dem entspricht auch eine weitere Entdeckung des Amerikaners John Hoogland. Dieser fand heraus, dass weibliche Präriehunde gesündere und auch mehr Junge zur Welt bringen, wenn sie sich mehrmals statt nur einmal gepaart haben. Scheinbar verfügen die Weibchen über die besondere Fähigkeit, die Befruchtung ihrer Eier zu steuern. Sie paaren sich möglichst häufig und entscheiden dann, welcher Samen zur Befruchtung herangezogen wird. Völlig unklar und bisher unerforscht ist, wie dieser Mechanismus funktioniert.

Präriehundweibchen bringen ihre Jungen im Frühjahr (April/Mai) zur Welt. Das Präriehundweibchen bringt nach einer Tragezeit von 32 - 36 Tagen, 2 - 6 Junge zur Welt. Die Jungen werden in den Erdhöhlen geboren. Diese sind bei der Geburt noch blind, nackt und taub. Das Fell beginnt erst ab der dritten Woche zu wachsen. Die Jungen werden 40 bis 50 Tage gesäugt. Während dieser Zeit ist das Leben der Jungtiere nicht nur durch die Feinde von Außen sehr gefährdet, sondern auch aus der eigenen Familie droht ihnen große Gefahr.


Nur die stärksten Jungen eines Jahres sollen überleben und so versucht das eine Muttertier, die Jungtiere des anderen Muttertiers, zu töten und zu fressen. Erst wenn die Jungen stark und alt genug sind um den Bau zu verlassen um nach Nahrung zu suchen endet für sie die Gefahr von ihrer eigenen Familie getötet zu werden.

Während der Zeit in der das Muttertier seine Jungen groß zieht ist sie sehr aggressiv.

Die Männchen halten sich aus der Aufzucht heraus, trachten ihren Jungen jedoch nicht nach dem Leben, sondern versuchen sie sogar vor Eindringlingen (wie eine Taube auf dem Foto) zu schützen.


Zu den natürlichen Feinden zählen Schlangen, Füchse, Kojoten, Dachse und Greifvögel.

Sein größter Feind jedoch ist der Mensch – denn Farmer und Viehzüchter jagen ihn und haben seinen Bestand stark dezimiert. Aber auch wenn es hart klingt, es ist leider nötig!

Warum? Da Rinder oder Pferde in die Erdhöhlen der Präriehunde treten, sich die Beine brechen und elendig verenden können. Nicht selten haben sind auch Cowboys mit ihrem Pferd zu Tode gestürzt. Mehr zu diesem Thema am Ende dieses Artikels.

Präriehunde besiedelten um die Jahrhundertwende etwa 400.000 qm Land – heute sind es nur noch etwa 1% dieser Fläche. Der Bestand ging um 98% zurück.


Präriehunde als Krankheitsüberträger

Wie früher in den Städten die Ratten, so gelten heute auch die Präriehunde als Wildnagetiere als Überträger der Pest. Diese wurde um 1900 über die Pazifik-Häfen aus Asien in die USA eingeführt. Von dort verbreiteten sie sich nicht nur auf die Stadtratten, sondern bis zu den wilden Nagetieren der USA.

Dabei sind die Nagetiere nicht die Überträger des Bakteriums namens Pasteurella pestis sondern die Flöhe welche sie mit sich herum tragen. Da Flöhe von Wirt zu Wirt springen, kann solch ein Floh von einem Nagetier schnell auf Haus- und Hofhunde oder Hauskatzen übertragen werden. Aber auch wer sich auf einer Wiese oder Baum zum rasten neben einer Kolonie von Präriehunden oder Erdhörnchen niederlässt läuft Gefahr das er von einem Floh angesprungen wird. Beim Kontakt mit den Flöhen und ihrer Bisse werden einzellige Organismen auf den Menschen übertragen welche die Beulenpest auslösen. Bei dieser bilden sich blutige und eitrige Flecken auf der Haut. Die Symptome ähneln denen einer Grippe - es ist schwer, den Unterschied festzustellen, außer wenn die Beulen schon sehr hart und groß sind. Die Lymphknoten schwellen an und beginnen zu schmerzen, was als Buboe, als Beule, bezeichnet wird.

Da die Pest nicht nur den Menschen krank macht, dezimiert sich die Zahl der Nagetiere auch in den Gebieten wo sie sich ausbreitet. In diesem Moment scheint auch die Pest für einige Jahre wieder zu verschwunden, bis sich die Population regeneriert und die Pest zurückkehrt und sich wieder ausbreitet.

Mittlerweile gibt es die Pest im ganzen Westen der USA. Colorado, Arizona, Nevada und New Mexico sind ihre Hochburgen, genauso wie Kalifornien. Da man nicht alle Wildlebenden Nagetiere ausrotten kann – wird es wohl auch immer die Pest geben!


Präriehunde verwandeln weite Weidegebiete in Wüsten

Präriehunde in den USA sind ein großes Problem für die Umwelt geworden, weswegen die kleinen Tierchen sogar in Naturschutzgebieten gezielt abgeschossen oder vergiftet werden, um die Population in einem Rahmen zu halten, der mit der Umwelt verträglich ist. Denn es gibt nicht mehr so viele Füchse und Kojoten, die dieses Problem auf natürliche Weise dezimieren.

Tatsache ist dass auf der Ranch von Bekannten vor einigen Jahren 8000 Hektar, vor 15 Jahren 4000 (!) Hektar von Präriehunden "verseucht" waren. Um der Lage Herr zu werden wurde diese Anzahl damals stark reduziert (und sogar vom Staat subventioniert).

Die Präriehund-Dörfer die jetzt noch auf der Ranch liegen nehmen ca. 800 Hektar Land ein. Die Rancher versuchen nicht die Präriehunde komplett auszurotten, aber jedes Jahr werden Jäger auf die Ranch geschickt um die Präriehunde zu bejagen. Nur so können die Rancher die Dörfer der Präriehunde in umweltverträglichen Größen halten.

Präriehund, wie alle anderen Wildtiere haben in unserer Umwelt keine oder nur wenige natürliche Feinde, weswegen ein regulierendes Eingreifen durch den Menschen nicht vermeidbar ist. Die meisten Rancher sind kein Fan vom Erschiessen von Tieren, im Gegenteil, bis zu einem gewissen Grad versuchen sie den Wildtierbestand auf ihren Ranches zu erhalten. Aber wenn das natürliche Gleichgewicht nicht mehr stimmt, dann muss etwas getan werden, sonst ist eine andere Spezies schwer benachteiligt.

Neben den Problem der Verwüstung durch die Präriehunde kommt nämlich noch das Problem mit den vielen Löchern, in denen sich Kühe, Kälber und Pferde die Beine brechen.

In einem Jahr konnten die Rancher ein Kalb retten, welches hoffnungslos in so einem Loch fest saß. Da die Rancher nicht immer vor Ort sind, kann es schon mal vorkommen, das entweder die Kälber verenden oder gar bei lebendigen Leibe von Kojoten angeknabbert werden. Beides keine schöne Sache, auch nicht wenn Pferde die so wichtig für die Rancher sind hinein treten und sich die Beine brechen und vor Ort getötet werden müssen.
Alles nur, weil sich eine Art überproportional ausbreitet da die natürlichen Feinde fehlen!

Soviel zu den bösen Ranchern, die die armen Tierchen jagen weil sie den Kühen das Gras wegfressen ...