Gewöhnliches Stachelschwein (Hystrix cristata)

„Schön ist es auf der Welt zu sein, sagt die Biene zu dem Stachelschwein...“

Seit diese Zeile eines Schlagers um 1970 bekannt wurde, ist der Name des Stachelschweins in aller Munde. Über das Tier selbst ist den meisten Menschen allerdings wenig bekannt, außer dass es Stacheln besitzt. Fälschlicherweise wird es wegen seines irreführenden Namens auch oft für eine Wildschweinart gehalten.

Tatsächlich gehört das Stachelschwein aber zur Ordnung der Nagetiere.


Lebensraum des Stachelschwein

Das Verbreitungsgebiet des Gewöhnlichen Stachelschweins erstreckt sich hauptsächlich über den nördlichen Bereich Afrikas, die Gebiete um die Sahara, westlich über Marokko und Senegal bis östlich Tansania, Somalia und Ägypten. Aber auch in Südeuropa ist das Stachelschwein heimisch. Es gibt Bestände in Italien, Sizilien, Albanien und Nordgriechenland. Vermutlich wurde das Stachelschwein im Altertum von den Römern aus Afrika mitgebracht, da Stachelschweine als Delikatesse galten.

Innerhalb dieser Verbreitungsgebiete bevorzugt das Stachelschwein bewaldete, hügelige und trockene Gegenden. In der Wüste und im Regenwald gibt es keine Bestände, ansonsten ist dieses Tier nicht sehr anspruchsvoll bei seinem Lebensraum. Es fühlt sich auf Meeresspiegelhöhe genauso wohl wie in Gebieten bis zu 3.000 Meter über dem Meer.


Aussehen des Stachelschwein

Die Gesamtlänge des Stachelschweins beträgt etwa 60 bis 80 Zentimeter, die Schulterhöhe ca. 25 Zentimeter. Stachelschweine erreichen ein Gewicht von etwa 16 bis 20 Kilogramm, wobei die weiblichen Tiere etwas kleiner und leichter sind als die männlichen Artgenossen.

Am auffälligsten sind natürlich die Stacheln, die ihm auch den Namen einbrachten. Diese Stacheln entstanden aus Haaren. Das Fell der Stachelschweine wird von den unterschiedlichsten Haararten gebildet. Über dichtes Wollhaar, längeres borstiges Haar bis hin zu den langen spitzen Stacheln besitzt dieses Tier ein im Tierreich wohl einmaliges Haarkleid.

Die stacheligen Spieße werden zur Verteidigung eingesetzt. Droht Gefahr, werden die Stacheln geschüttelt und erzeugen ein rasselndes lautes Geräusch. Zusätzlich knurrt das Stachelschwein bedrohlich, es stampft mit den Hinterfüßen und knirscht mit den Zähnen. Die meisten Gegner werden so bereits abgeschreckt.

Sollte sich ein Angreifer als besonders hartnäckig erweisen, können die Stacheln steil aufgerichtet werden. Das Stachelschwein dreht sich blitzschnell um und läuft seitlich rückwärts mit gesträubtem Stachelfell auf den Feind zu. Es sieht nun wesentlich größer und bedrohlicher aus. Wer nun immer noch nicht abgeschreckt ist, dem kann es passieren, dass er mit den Stacheln eine schmerzhafte Begegnung hat. Solch ein Kontakt ist zwar nicht giftig, aber die Stacheln können abbrechen und in der Haut des Gegners stecken bleiben. Dort können sie böse Entzündungen hervorrufen, falls sie nicht entfernt werden können.


Lebensweise des Stachelschwein

Wie viele andere Nagetiere auch, ist auch das Gewöhnliche Stachelschwein nachtaktiv. Die Tage verbringt es schlafend in seinem selbst angelegten Bau. Manchmal werden auch Bauten anderer Tierarten wie zum Beispiel vom Erdferkel bezogen und ausgebaut. Ein gut gelegener Bau wird dann jahrelang bewohnt und immer wieder verlängert und erweitert. Die Schlafkammer liegt sehr geschützt in bis zu zwei Metern Tiefe.

Stachelschweine sind gesellige Tiere, die meist im Familienverband von fünf bis sieben Tieren leben, wobei es sich hier um ein Pärchen mit seinen letzten Jungen handelt.

Ein Paar, das sich einmal gefunden hat, bleibt meist ein Leben lang zusammen.

Sie können in freier Wildbahn bis zu 15 Jahre alt werden.


Ernährung des Stachelschwein

Das Stachelschwein ist ein Allesfresser. Seine Hauptmahlzeit besteht aus pflanzlicher Nahrung, aber auch Insekten, Frösche oder Kleintiere stehen auf seinem Speiseplan. In der Abenddämmerung verlässt es seinen geschützten Bau und streift nachts auf Nahrungssuche durch das Gelände.

Da das Stachelschwein kaum ernst zu nehmende Feinde hat, geht es dabei nicht besonders leise vor. Grunzend und lautstark schnüffelnd durchwühlt es den Boden nach Wurzeln, Zwiebeln, Würmern und anderen essbaren Dingen.

Sein Stachelkleid rasselt dabei ständig. Kräuter und Früchte sind besondere Leckerbissen und auch landwirtschaftliche Produkte werden zum Leidwesen der Bauern gerne verspeist.

Außergewöhnlich an seinem Nahrungsplan ist, dass das Stachelschwein sich auch an den Überresten frisch toter Tiere labt, beispielsweise den Überbleibseln einer Löwenmahlzeit. Hier nimmt es sich sogar hin und wieder Teile mit bis in seinen Bau, um sie dort in Ruhe zu verspeisen.


Fortpflanzung des Stachelschwein

Biologiestunde: „Wie vermehren sich Stachelschweine?“ – „Ganz, ganz vorsichtig!“ ;-)

Stachelschweine werden etwa mit 18 Monaten geschlechtsreif. Die Paarung findet meist im April statt. Je nach Verbreitungsgebiet und Klima kann die Paarung aber auch zu einem anderen Zeitpunkt stattfinden. Gewöhnlich findet nur ein Wurf pro Jahr statt, obwohl die Tragzeit bei nur etwa 65 Tagen liegt. Das Weibchen bringt ein bis drei Junge in einer extra angelegten Kinderstube des Baus zur Welt.

Die etwa 350 Gramm schweren Jungen werden in ein weiches Nest aus Laub und Gras gelegt. Das Haarkleid und sogar die Stacheln sind bereits vorhanden, wenn auch noch sehr kurz und weich. Die Jungen haben bereits offene Augen und Nagezähne. Sie sind schon kurz nach der Geburt aktiv und spielen miteinander. Bereits im Alter von etwa sieben Tagen verlassen sie nachts gelegentlich die Babystube, um vor dem Bau herum zu tollen.

Bei dem geringsten Zeichen einer Gefahr sausen sie in den Schutz ihrer Behausung zurück. Bis zum Alter von etwa 3 Monaten werden sie von der Mutter gesäugt, obwohl sie sich bereits mit vier bis sechs Wochen selbstständig ernähren können. Mindestens weitere drei Monate verbringen sie in Gesellschaft der Eltern und Geschwister und lernen die Nahrungssuche und die Verteidigungsstrategien, bevor sie sich alleine auf Streifzüge begeben. Mit Eintritt der Geschlechtsreife verlassen sie den Bau und suchen sich einen Partner.


Zukunft des Stachelschwein

Das Stachelschwein hat sehr wenige wirkliche Feinde. Einige Raubtiere haben es schon geschafft, ein Stachelschwein umzustoßen und es am ungeschützten Bauch zu packen und dann als Beute zu verzehren. Doch diese wenigen Vorfälle können den Bestand des Stachelschweins nicht gefährden.

Es ist wie so oft der Mensch, der dem Stachelschwein am gefährlichsten ist. Als Schädlinge der Landwirtschaft, zur Nahrungsgewinnung und auch wegen der Stacheln, die gerne als Schmuck und Talisman getragen werden, werden Stachelschweine in den meisten Gebieten Afrikas bejagt. Sie werden mit Rauch aus ihren Bauten getrieben und dann mit Speeren erlegt. Trotzdem gibt es noch relativ große Populationen, hauptsächlich in den Naturschutzgebieten.

Das Gewöhnliche Stachelschwein befindet sich (noch) nicht auf der „Roten Liste“.