Fast jeder hat sie so schon einmal auf der Wiese gesehen: Pferde in schlafender oder dösender Haltung – im Stehen, Liegen oder entspannt auf den Vorderbeinen ruhend bzw. die Hinterhand entlastend. |
Pferde, die nur dösen, ruhen mit hängender Lippe, seitlich abgestellten Ohren und halb geschlossenen Augen auf der Stelle. Sie stehen fest auf beiden Vorderbeinen, während das Gewicht abwechselnd mal auf das eine, mal auf das andere angewinkelte Hinterbein verlagert wird. Beim Entlasten der beiden Hinterbeine hilft, dass jeweils ein Huf nur auf die Vorderkante aufsetzt wird. Diese Stellung nennt man auch typische Döshaltung oder Schildern.
Pferde besitzen in ihren Vorderbeinen einen komplexen Apparat an Gelenken und Bändern. Diese sind so angeordnet, dass sie sich verschließen können und sich so ineinander fügen, um dem Pferd einen sichereren Stand zu geben.
Erwachsene Pferde verbringen etwa 70-80% ihrer gesamten Ruhephasen im Dösen. Obwohl nun viele Menschen glauben mögen, sie schlafen fest – reagieren sie doch reflexartig auf alles, was um sie herum geschieht. Wenn man die Pferde beobachtet, kann man ein leichtes hin und her Schlagen des Schweifs, Muskelzucken oder Kopfschlagen zur Fliegenabwehr erkennen. Diese Art zu entspannen ist für das Fluchttier Pferd lebensnotwendig, ermöglicht es doch, sich mit so wenig Kraftaufwand wie nötig zu erholen. Das Pferd bleibt in dieser Phase zwischen Wachen und Schlafen jederzeit in der Lage plötzlich aufzubrechen und sich vor einer möglichen Gefahr in Sicherheit zu bringen.
Ältere Pferde, die Schwierigkeiten beim Aufstehen und Hinlegen haben, dösen auf diese Weise auch Nachts bevorzugt im Stehen.
Pferde, die schlummern, legen sich mit unter geschlagenen Beinen nieder. In dieser Haltung ist das Pferd immer noch in der Lage, relativ schnell aufzuspringen, da es nur die Vorderbeine ausstrecken muss, um sich mit den Hinterbeinen hochzustemmen.
Der Kopf wird beim Schlummern entweder frei getragen oder er wird leicht auf den Boden oder andere liegende Pferde abgestützt. |
In freier Wildbahn oder auf der Weide hat sich für Pferde bewährt, auf Wächter zu vertrauen. Es bleibt immer ein Pferd aus der Herde stehen und achtet auf die Umgebung. Wer wachen muss, hat nichts mit einer bestimmten Rangordnung zu tun, sondern eher damit, wer am schnellsten am Boden ist. Der letzte ist einfach „dran“.
Pferde, die schlafen, liegen immer seitlich flach auf dem Boden, denn nur in dieser Stellung schaltet der Pferdeorganismus völlig auf Sparflamme. Die Atmung sowie die Herzfrequenz wird langsam, die Muskulatur entspannt sich und die psychische Erholung des Pferdes kann einsetzen.
Schlafende Pferde haben die Augen geschlossen. Ihre Beine haben sie entweder weit von sich gestreckt oder leicht angewinkelt. Dies ist ein Grund, warum Pferdeboxen eine bestimmte Größe besitzen müssen: Um dem Pferd diesen lebensnotwendigen Schlaf zu ermöglichen und das Pferd sich vollständig ausstrecken kann. |
Pferde, die geschlafen haben, erwachen aus dieser Phase nur sehr langsam. Ähnlich wie bei uns Menschen brauchen sie dann auch einen Moment, bis sie ihre „sieben Sinne wieder beisammen“ haben. Werden sie durch Berührungen geweckt, verändert sich als erstes die Atmung und das Pferd bleibt im Normalfall weiter liegen.
Als nächstes sieht man Reaktionen an den Pferdeohren, die Augen öffnen sich und das Pferd hebt seinen Kopf. Meistens ist das der Augenblick, an dem das Pferd sich erheben wird. |
Der Tiefschlaf ist lebenswichtig für Pferde, denn Dösen und/oder Schlummern kann diesen niemals ersetzen. Mangelnder Tiefschlaf führt bei Pferden zumeist zu deutlichen Leistungsdefiziten. Langfristiger Tiefschlafentzug kann zu massiven Gesundheitsstörungen bis hin zu Verhaltensauffälligkeiten führen.
Studien zufolge ruhen neugeborene Fohlen gerade in den ersten Lebenswochen zwei Drittel des Tages. Davon verbringen sie nur wenig Zeit im Dösen, sondern meist schlafend in der Seitenlage. Beschützt und behütet von ihren Müttern oder anderen Mitgliedern des Herdenverbandes, sind Fohlen somit noch echte Langschläfer, die mehr Zeit mit Schlafen verbringen als im Wachzustand. |
Ein Pferd schläft im Schnitt um die fünf Stunden am Tag – wobei es ein Kurz- bzw. Mehrmalsschläfer ist, denn sein Schlafbedürfnis wird nicht auf einmal gedeckt. Wachen, fressen, dösen, schlummern, schlafen wechseln ständig während des Tagesablaufs. Nachts steigt die Anzahl der Ruhephasen deutlich. In der Dunkelheit wird der Tiefschlaf über mehrere Intervalle für jeweils einige Minuten mit insgesamt fast zwei Stunden abgehalten. Ein besonderes Verhalten zeigen Mutterstuten, die sich auch am Tag manchmal zu ihren Fohlen legen, um gemeinsam mit ihnen zu schlafen.
Alte oder kranke Pferde dagegen schränken ihre Schlafzeiten auf das Notwendigste ein, da jedes Hinlegen und Aufstehen, bedingt durch das fortgeschrittene Alter und die fehlende Elastizität der Gelenke, doch sehr belastend sind.
Während des Schlafens können Pferde zucken, stöhnen, grunzen oder andere Geräusche machen. Vergleichbar ist das mit Hunden, die im Schlaf winseln und mit den Beinen strampeln – scheinbar sind sie einem Hasen auf der Fährte. Menschen deuten diese Anzeichen als Träumen. |
Auch wenn das Phänomen bisher sehr selten auftritt, gibt es sie: Pferde, die einfach umfallen und einschlafen, wo sie eben noch friedlich am Grasen waren. Den meisten Pferdebesitzern noch unbekannt, gibt es auch bereits einen Namen für diese Erkrankung: Schlafkoller oder Narkolepsie.
Bei der Narkolepsie handelt es sich um eine Nervenerkrankung, die sowohl Pferde, Menschen, Hunde und Katzen bekommen können. Ob noch andere Lebewesen Narkolepsie bekommen können, ist nicht bekannt.
Weitere Informationen zur Narkolespie gibt es: HIER!