Ausritte mit Pferd und Reitbegleithund

Kaum ein Pferdefreund ist nicht auch ein Hundebesitzer. Es ist somit nicht verwunderlich, wenn beim betreten eines Reitstalles ein Hund oder gleich ein kleines Rudel zur Begrüßung angestürmt kommt.

Ist der Pferdefreund auch gleichzeitig Reiter, hat er gleich zwei Tiere welche Bewegung benötigen, sein Pferd – und seinen Hund. Was liegt da nicht nahe, als einen Ausritt mit seinem Pferd mit einem Hundespaziergang zu verbinden?

Reitbegleithund und Pferd müssen jedoch besondere Anforderungen erfüllen, dass ein eigentlich zur Entspannung dienender Ausritt, nicht zum Alptraum für alle wird. Oberste Voraussetzung ist, das alle Beteiligten (Menschen und Tiere!) eine solide Ausbildung besitzen - der Reiter sollte sicher im Sattel sitzen und die Tiere die wichtigsten Kommandos sicher beherrschen.



Diese sind für den Hund die korrekte Ausführung der Kommandos „Bei Fuß, Sitz, Platz, Voraus oder Bleib“ - ein Pferd sollte in jeder Grundgangart an den Hilfen stehen und zur Not auch mal Minutenlang still stehen können.



Foto: Sabine Lang mit ihrem Hund Nanook



Seinen Hund beim Ausritt mitzunehmen ist eine wunderbare Möglichkeit seinem Bewegungsdrang gerecht zu werden. Dieses wird nicht nur den Hund, sondern auch seinen Besitzer freuen, jedoch sehen dieses nicht alle Menschen so. Begegnet man auf seinem Ausritt Menschen, die sich vor Pferden und/oder Hunden fürchten, verstärkt sich ihre Angst da sie glauben, ein Reiter könne nie beide Tiere gleichzeitig gut im Griff haben. Jäger sehen freilaufende Hunde egal ob mit oder ohne Pferde ohnehin nicht gerne, da sie befürchten diese könnten sich doch von der Gruppe entfernen um zu wildern. In einigen Bundesländern gilt die Leinenpflicht, die vom Jagdgesetz des jeweiligen Bundeslandes abhängt. In diesen Fällen darf ein Hund nur mit Leine als Reitbegleithund mitgeführt werden.


Damit Pferde und Hunde gut miteinander auskommen ist eine Gewöhnung aneinander unbedingt notwendig. Im Idealfall lernt der Hund bereits im Welpenalter Pferde kennen. Ein Welpe gewöhnt sich schnell an den Geruch des Pferdes, das laute Huf klappern, wiehern oder einfach daran, das er irgend wie mit hierher gehört. Fohlen welche schon ab den ersten Lebensmonaten von Hunden umgeben sind, lernen von ihren Müttern wie sie sich zu verhalten haben. Beide, Welpe und Fohlen orientieren sich im Laufe ihrer weiteren Ausbildung am Ranghöchsten, welcher natürlich immer der Mensch sein sollte. Von ihm lernt der Hund recht früh, dass er Pferde nicht fortwährend verbellt oder ihnen gar versucht in Schweife oder Hacken zu beißen. Pferde müssen lernen dass sie nicht unbedingt Panisch vor jedem Hund davon rennen, sondern ihm auch nur kurz mit angelegten Ohren und kurzer Annäherung anzeigen brauchen „Stop! Nicht weiter“. Hunde müssen lernen dieses zu respektieren und sich zurück zu ziehen.




Doch nicht immer verläuft die Gewöhnung aneinander ohne Komplikationen. Vor allem wenn Pferd und Hund erst im Erwachsenen Alter aufeinander treffen. Viele Hunde haben einen natürlichen Jagdtrieb und sie rennen allem bellend hinterher. Kann man seinen Hund hier nicht schnell unter Kontrolle bringen, wird dieses zu einer höchst gefährlichen Angelegenheit. Andere Hunde (vor allem Hütehunde) möchten mitdenken und mitarbeiten. Da kann es auch schon mal vorkommen, dass er seinem Besitzer helfen möchte, auch wenn es überhaupt nicht nötig wäre. Oft der Fall, wenn man sein Pferd von der Koppel holen möchte. Hier kann es schnell passieren dass sein Hund Übereifer zeigt und er blitzschnell von hinten an das Pferd heran läuft und auch schon mal vom Pferd getreten wird. Die Folge wird neben einer Verletzung eine Verunsicherung auf allen Seiten sein. Ein Pferd was so angegangen wurde, kann unter Umständen niemals wieder Vertrauen aufbauen und ständig scheuen wenn einmal ein Hund herumtollt oder springt. Vor allem Pferde welche hoch im Blut stehen tun sich hier schwerer.


Einen Hund der kaum oder wenig Gehorsam ist auf Ausritte mitzuführen, ist ein hohes Sicherheitsrisiko. Ein Hund der unkontrollierbar ist, wird allzu schnell in einen Unfall verwickelt. Er kann Fahrradfahrer anspringen und zu Fall bringen, gegen ein Auto laufen oder über eine Straße. Der Reiter kann hier selten eingreifen und nicht Vorstellbar was alles passieren kann.

Aus diesem Grunde hat ein Hund so lange gehorsam neben seinem Reiter sitzen zu bleiben bis dieser das Kommando „Vorwärts“ gibt damit der Hund gemeinsam mit seiner Gruppe die Straße überqueren kann. Ist man unsicher, heißt es Sicherheit geht vor, entweder vom Pferd aus oder vom Boden, Hund anleinen zum Straßenüberqueren.




Um aus seinem Hund einen Reitbegleiter zu machen, sollte er erst eine normale Hundeausbildung durchgemacht haben

  • Er hat gelernt, nicht seinem Jagdtrieb nachzugeben

  • den Kommandos seines Besitzers Folge zu leisten

  • andere Hunde zu ignorieren

  • keine Passanten wie Radfahrer oder Skater zu belästigen

  • sich sicher im Straßenverkehr zu bewegen

  • auf Handzeichen zu achten

Erst jetzt kann damit begonnen werden, ihn auf seine Aufgabe als Reitbegleithund vorzubereiten.
Bis dieses so weit ist, sollte man als Tierbesitzer allerdings eine gewisse Vorsicht walten lassen und im Gewöhnungsprozess die Tiere genau beobachten.
Erst wenn weder vom Hund, noch vom Pferd Gefahr droht, kann an ein näheres heranführen der Tiere begonnen werden.


Um späteren Muskel, Knochen oder Gelenkschäden vorzubeugen, sollte der Hund ein gewisses Mindestalter erreicht haben, je nach Rasse zwischen 1 bis 1,5 Jahre. Aber da in diesem Alter der Hund im besten „Flegelalter“ ist, kann er auch schon mal wieder vergessen was zur Grundausbildung gehört.

Es obliegt somit dem Hundealter einzuschätzen wann sein Hund wirklich gefahrlos mit ausreiten kann, da braucht ein Welpe schon seine Zeit bis zum ersten Ausritt. Bis dahin hat er noch viel zu lernen!

Am Anfang sollten Ausritte nur im Schritt und der Kondition des Hundes angepasst werden um den Hund nicht zu überfordern.

Es ist Ratsam, erst mal mit Hund und Pferd und möglichst noch einer weiteren Begleitperson, welche im Notfall eingreifen kann, ein paar gemütliche Spaziergänge zu Fuß zu absolvieren. So werden die Tiere leichter aneinander gewöhnt. Als nächster Schritt empfiehlt es sich, einige Runden im Schritt auf dem Reitplatz oder in der Reithalle zu reiten und den Hund dabei neben sich zu führen. Dabei sollte der Hund wie beim „zu Fuß gehen“ oder beim Fahrrad-Fahren, rechts neben dem Pferd laufen. Dieses ist dann später auch die zur Straße abgewandte Seite.

Klappt auch dieses nach einiger Zeit üben ohne Probleme, kann an einen ersten Schrittausritt gedacht werden. Nimmt man den Hund an der Leine mit, sollte man sein Pferd sicher mit den Zügeln in einer Hand beherrschen. Erst wenn auch hier genügend Sicherheit besteht, kann an eine schneller Gangart gedacht werden.



Um bei Gefahr oder aus Sicherheitsgründen den Hund anleinen zu können, kann man dem Hund beibringen, mit den Vorderläufen an der Pferdeschulter hochzusteigen. Dieses sollte man zuvor natürlich erst mal ohne Reiter üben um genügend Vertrauen zwischen Pferd und Hund aufzubauen. Klappt das nicht, ist auf- und absteigen vorprogrammiert.

Die sicherste Position für den Hund ist neben der Mittelhand des Hundes. Führt man seinen Hund mit Leine, sollte jedoch lang genug sein, dass der Hund auch mal vor oder hinter dem Pferd gehen kann. Dieses wird bei engen, schmalen Wegen nötig wo beide Tiere nicht nebeneinander passieren können. Hier ist es auch möglich entweder den Hund (abgeleint) abzulegen und zuerst zu überqueren um ihn dann zu rufen, oder ihn vorwärts zu schicken um ihm dann zu folgen. Auf keinen Fall darf man die Leine am Sattel festmachen oder um sein Handgelenk wickeln, bei Gefahr kann dieses zum Sturz des Reiters und schlimmste Verletzungen führen!!


Foto: Sabine Lang mit ihrem Hund Nanook
beim sogenannten "Männchen" machen

Lehrgang zur Prüfungsvorbereitung eines Reitbegleithundes und reitende Hundeausbilder

Für den Einsatz eines Hundes als Reitbegleithund braucht man als Hunde- und Pferdehalter viel Geduld, eine Menge Disziplin sowie erweiterte Kenntnisse der Hundeausbildung.

Alternativ oder zusätzlich empfiehlt sich ein Lehrgang zur Prüfungsvorbereitung eines Reitbegleithundes wie es die „Vereinigung der Freizeitreiter und -fahrer in Deutschland e.V. anbietet.

Hier werden unter anderen folgende Themengebiete behandelt:

  • Besondere Anforderungen an das Reitbegleitpferd
  • Besondere Anforderungen an den Reitbegleithund
  • Analyse des Reitbegleithundes aufgrund seines Charakters, Schwächen, Stärken oder seinen Neigungen
  • Gesundheit, Vorsorge und Fürsorge als Tierhalter
  • Erziehung des Hundes mit Konsequenz und Unterordnung
  • Hund und Pferd im Parcours, Gelände oder Straßenverkehr
  • Rechtliche Vorschriften (Straßenverkehrsordnung, Landesgesetze)
  • Unfallvermeidung und Sicherheitsmaßnahmen
  • Haftpflichtversicherung


Wer hier näher an der Praxis arbeiten möchte, dem empfiehlt sich ein Kurs bei den vielen reitenden Hundeausbildern wo die Ausbildung, das richtige Verhalten bei Ausritten von Mensch, Pferd und Hund erlernt werden kann. Ich möchte mich an dieser Stelle bei Sabine Lang bedanken, die mir die Erlaubnis zur Veröffentlichung und Nutzung ihrer Fotos für meinen Artikel gab. Sabine hat sich auf Kurse mit Pferd und Hund, die Ausbildung zum Reitbegleithund bis hin zur Turniersonderprüfung Horse & Dog Trail umfassen, spezialisiert. Als „VFD-Fachübungsleiter Reitbegleithundeausbildung" bietet Sabine Lang auch für den VFD bundesweit die Reitbegleithundeprüfung und die Trainerausbildung an.
Webseite: http://www.sabinelang.de