Pferde besitzen ein Verdauungssystem, das über Jahrtausende an bestimmte Lebensbedingungen angepasst wurde. Nur so sind sie in der Lage, in ihrem natürlichen Lebensraum (Steppe), der mit einem relativ kargen Futterangebot ausgestattet ist, zu überleben. |
Die Vorfahren unserer Pferde ernährten sich aber nicht immer nur von Gras. Vor über 60 Millionen Jahren lebte der erste noch recht kleine „Verwandte“ als Vorläufer unserer Pferde, das Eohippus, in dichten und sumpfigen Wäldern, wo es mit Vorliebe das frische Laub von den Bäumen zupfte oder sich die weichen Kräuter schmecken ließ. Dieses Schlaraffenland änderte sich jedoch, als sich auch unsere Erde in weiteren Entwicklungsstufen über einen Zeitraum von mehreren Millionen Jahren wandelte.
Das feucht-warme Klima wich einer trockeneren und kühleren Atmosphäre, in welcher auch die üppigen Wälder schwanden. Zurück blieben ausgedehnte Steppen, wodurch die ersten Pferde ihren Speiseplan umstellen mussten, um ihr Überleben zu sichern. Auch veränderte sich ihr Aussehen. Aus dem kleinen, etwa 25 bis 45 cm großen Urpferd Eohippus mit seinem vierzehigen Vorderfuß, dreizehigen Hinterfuß und dem Gebiss eines Laubfressers, wurden die Tiere allmählich größer und entwickelten sich vom Wald- zum Steppen- und Fluchttier mit einer Veränderung des Gebisses sowie seiner Zehen, die sich allmählich zu Hufen vereinten.
Das neue Hauptnahrungsmittel waren Gräser, welche im Vergleich zu den Blättern der Bäume in gleicher Menge zu wenig Nährstoffe enthielten, um ein Pferd mit allem nötigen zu versorgen. |
Somit ist die erste wichtige Regel für die praktische Pferdefütterung einleuchtend: Man sollte Pferden stets die Möglichkeit geben, Nahrung aufzunehmen. Bei Weidepferden ist das nicht so das Problem, es sei denn, die Grasflächen sind schon abgeweidet. Bei Pferden in Boxenhaltung ist dieses schon schwieriger. Hier reicht die mehrmalige Kraftfuttergabe in Form von Hafer oder ähnlichem nicht aus. Es ist hier immer nötig, für ausreichend Raufutter wie Heu und Stroh zu sorgen, um ernsthafte Mängel und Probleme beim Pferd auszuschließen.
Bereits bei der Futteraufnahme beginnt der Weg der Verdauung und nicht wie meist angenommen im Pferdemagen. Hier wird das Futter ausgewählt (ungenießbares wird meist erkannt und nicht gefressen!) und für eine schnellere Verdauung in kleine Stücke zerkleinert – gekaut! Da hier unweigerlich auch die Speichelproduktion mit angeregt wird, entsteht eine Art Brei im Pferdemaul, was für die weitere Verarbeitung zugänglicher ist.
Immer wieder wird diskutiert, ob Pferde giftige und ungenießbare Pflanzen vor dem Fressen erkennen können. Ja, sie können es – jedenfalls die meisten! |
Weiter helfen ihnen bei der Auswahl ihre weiteren Sinne wie ihr Geruchs-, Tast-, und/oder Geschmackssinn. Gerade dieses Verhalten des Aussortierens bietet für die Bewirtschaftung von Pferdeweiden eine besondere Herausforderung für den Pferdehalter. Auf intensiv genutzten Pferdeweiden kommt es zur Veränderung der Pflanzenwelt, denn die von Pferden bevorzugten Gräser und Kräuter verschwinden völlig und von den Pferden verschmähte Pflanzen wuchern munter weiter. Hier werden oft andere Tiere (Kühe, Schafe, Ziegen) zum Nachgrasen eingesetzt.
Alles was nun von den Pferden als ausgewähltes Futter im Pferdemaul landet, wird von den kräftigen Backenzähnen zermahlen. Pferde kauen immer nur auf einer Seite, wobei sie ständig die Seite wechseln.
Im Durchschnitt kaut ein erwachsenes Pferd mit 60-80 Kieferschlägen je Minute. Die Beschaffenheit des Futters bestimmt hier jedoch, wie viele Minuten dann insgesamt darauf herumgekaut werden muss. Ein Pferd braucht im Durchschnitt 40 Minuten und zwischen 300-3500 Kaubewegungen pro Kilogramm bei der Futteraufnahme von Raufutter (Heu, Stroh und Silage). Beim Kraftfutter (Hafer, Pellets oder Müsli) sind es merklich weniger, nämlich 10 Minuten und zwischen 800-1200 Kaubewegungen bei gleicher Kilogrammzahl.
Es sollten somit möglichst lange Kauzeiten (ruhige Mahlzeiten) ermöglicht werden, damit mindestens 0,5 bis 0,8 kg Raufutter je 100 kg Körpergewicht und Tag vom Pferd gefressen werden können. |
Gefährlich kann es hier besonders bei zu kurz gehäckseltem Raufutter von weniger als 2 cm Länge werden. Hier werden die bereits sehr kleinen Halme unzureichend gekaut und oft im Ganzen geschluckt. Ein weiterer Gefahrenfaktor besteht durch schlechte Zähne, die eine genügende Zerkleinerung oftmals nicht mehr gewährleisten können.
Das gute Kauen des Futters hat auch noch einen weiteren Sinn, denn aus feuchten Futtermitteln wie Gras werden Wasser und Pflanzensäfte herausgedrückt. Die darin enthaltenen Nährstoffe können somit leichter verdaut und vom Pferd aufgenommen werden.
Zusätzlich zu dem im Futter enthaltenen Wasser wird das Futter beim Kauen mit Speichel versetzt. Anders als beim Menschen sind im Speichel jedoch keine Enzyme enthalten, welche an der Verdauung beteiligt sind. Der Pferdespeichel dient nur zur Anfeuchtung des Nahrungsbreis, damit dieser leichter geschluckt werden kann – aber er sorgt auch für die teilweise Neutralisierung des sauren Mageninhaltes. Interessant ist auch hier wieder ein Vergleich zwischen den Futterarten. Beim Raufutter produziert ein Pferd etwa 6 Liter – beim Kraftfutter (Pellets) sind es nur 1,7 Liter Speichel je Kilogramm.
und folgenden Inhalten: Magen, Speiseröhre, Dünndarm, Dickdarm, Blinddarm und Grimmdarm beim Pferd