Lautäußerungen beim Pferd – wiehern, brummeln, schnauben

Der Umgang der Menschen untereinander erfolgt vor allem in der Fähigkeit, sich durch die Sprache zu verständigen. Vielen Tierarten werden inzwischen ähnliche Möglichkeiten zugesprochen.

Es gibt Menschenaffen, wie die Gorillas, welche große Teile unserer Gebärdensprache erlernen oder Papageien die mehrere hundert Wörter richtig anwenden können.

Pferde verfügen über ein durchaus großes Spektrum Artgenossen, sowie anderen Lebewesen ihre Wünsche oder Befinden klar zu machen. Alleine ihre lautlosen Mitteilungen wie das Ohrenspiel oder ihre Körperstellung lassen diese Rückschlüsse zu, jedoch deutlicher wird es, wenn wir hören wie sie wiehern, brummeln, quieken oder schnauben.

Ohne Grund wiehert kein Pferd oder steht brummelnd auf der Wiese. Lautäußerungen beim Pferd sind zumeist situationsabhängig. Dies lässt erklären, warum Pferde die in den Weiten der Steppen oder Sümpfen leben, weitaus seltener wiehern als Pferde, die ihren Lebensraum in dichten Wäldern gefunden haben. Wenn man sich häufig sieht – hat man sich weniger zu erzählen, denn wiehern dient hier als reine Kontaktaufnahme zwischen den Pferden. In weitsichtigen Gebieten können Pferde sich aus weiter Entfernung sehen und so in Kontakt treten. Im Schutz der Bäume jedoch, hilft nur ein kurzes wiehern als „Hallo – ist hier noch wer?“ und ein warten auf ein wiehern als Antwort.

Die Lautäußerungen die ein Pferd von sich geben kann, können recht unterschiedlich sein. Das kommt auf die Stimmung, das Geschlecht, das Alter sowie das Wohlbefinden des jeweiligen Pferdes an.

Wiehern

Als ersten hörbaren Kontakt zwischen zwei Pferden wird es zwischen einer Stute und ihrem Fohlen geben. Das Fohlen erkennt seine Mutter nicht nur am Aussehen oder ihrem Geruch, sondern auch an ihrer Stimme. Hier ist also die Prägungsphase des Fohlens auf seine Mutter sehr wichtig, damit es lernt, seine Mutter auch am Wiehern in der großen Herde herauszufinden. Ein Verlieren seiner Mutter könnte für das Kleine den sicheren Tod bedeuten.

Jedes Pferd hat seine eigene Stimme und da Pferde ein viel feineres Gehör als wir Menschen besitzen, ist es für sie nicht schwer an den einzelnen Tonnuancen zu erkennen, wer da gerade wiehert. Manchmal schaffen sogar Menschen heraus zu hören, ob sein Pferd gerade gewiehert hat.

Bei jungen Pferden ändert sich, ähnlich wie beim Menschen, im Laufe der Zeit die Stimmlage. Zuerst haben sie eine schrille Fohlenstimme die weit hörbar ist. Ungefähr ab dem zweiten Lebensjahr fängt sie langsam an sich zu verändern und hat spätestens im dritten Lebensjahr ihre endgültige Stimmlage erreicht. Männliche Pferde verändern ihre Stimmen stärker als weibliche Pferde. Eine Ausnahme bilden hier Wallache, die zumeist recht früh kastriert werden. Hier weichen die Stimmlagen nicht groß von denen der Stuten ab und in seltenen Fällen hört sich ein Wiehern eines Wallaches noch eine Nuance heller an.

Hengste müssen sich gegen andere Hengste im Kampf behaupten um ihre Herde zu behalten. Sehen Sie einen Hengst, stoßen Sie einen energischen, klaren metallisch klingenden Warnschrei als wiehern aus. Lässt sich der Rivale nicht einschüchtern, ist ein Kampf unumgänglich.

Bald hört man neben Hufe schlagen, röhrende Untertöne und wildes Kampfgeschrei. Im Verlauf des Kampfes versucht jeder der Hengste den anderen durch einen Biss zu verletzen, was den verletzten Schmerzlaute ausstoßen lässt. Spätestens wenn klar ist wer der Verlierer sein wird, ergreift dieser gefolgt von Angstlauten, die Flucht.

Hengste die jedoch eine Stute erblicken, versuchen ihre Aufmerksamkeit mit tiefen Grunz- oder Schnorchellauten zu erwerben. Eine Stute wird ihn mit leisen quieken begrüßen wenn sie Rossig ist.

Eine noch nicht paarungsbereite Stute wird jedoch aus diesem quieken schnell zu einem lang anhaltenden lauten Quietschen übergehen. Sollte der Hengst sich davon nicht abschrecken lassen, wird sie versuchen ihn mit Kampfgeschrei, ähnlich der Hengstkämpfe, zu verscheuchen.

Das gleiche lautstarke Abwehrgeschrei bringen zickige Stuten auch anderen Stuten entgegen während sie diese mit ihrer Hinterhand bearbeiten.

Wiehern ist nicht nur ein Zeichen zur Kontaktaufnahme, sondern kann auch aus völlig anderen Gründen erfolgen. Ein Pferd welches während der üblichen Fütterungszeiten noch im Paddock steht, wird seinen Unmut mit lautem Wiehern äußern. Wenn es um Futter geht, kann auch schon mal ein Wiehern in Erwartung des Futters erfolgen.

Jedes Wiehern hört sich anders an, mal lang, mal kurz, mal schrill, mal brüllend, je nachdem wie das Pferd meint reagieren zu müssen.

Wiehern erfolgt beim öffnen des Pferdemaules. Dabei gilt – je größer die Maulöffnung – je lauter und länger wird das Wiehern werden. Die Lippen des Pferdes ziehen sich dabei zurück und der Maulwinkel sieht durch die Vibration des Lautes wie ein Halbkreis aus. Der Kopf wird während des Wiehern gehoben um einen besseren Klangaustritt zu ermöglichen.

Brummeln oder Grummeln

Pferde können auch ihre Freude mit Lauten äußern.

Manchmal stoßen sie mit geschlossenen Lippen und weit geöffneten Nüstern, ein angenehm, tiefes Brummeln oder Grummeln hervor.

Es gibt die verschiedensten Gründe warum ein Pferd brummelt:

  • zur Begrüßung des Menschen oder anderen Pferdes

  • beim Anblick des Futtereimers

  • eine Stute die ihr Fohlen zurecht weist

  • wenn die Stalltüre sich öffnet

  • von Hengsten gegenüber Stuten als ersten Annäherungsversuch

  • …....und und und......

    Es gibt quasi keinen Grund warum ein Pferd nicht brummeln sollte ;-)

Schnauben oder Prusten

Schnauben von Pferden in freier Wildbahn und ihrer Artgenossen beim Menschen können unter Umständen völlig andere Gründe besitzen.

Wildpferden dient Schnauben als Alarmzeichen um andere Artgenossen zu warnen oder auch zu zeigen das alles in Ordnung ist und keine Gefahr droht.

Pferde unter dem Reiter zeigen ihr Wohlbehagen durch ein Abschnauben und zeigen so ihre Entspannung an. Im Stall prusten Pferde auch schon mal, was einem Niesen ähnlich ist, denn dieses Schnauben dient dazu die Nüstern von Schleim oder Staub zu befreien.

Das Foto zeigt sehr deutlich wie Schnauben bei Pferden die Nüstern reinigt.