Abenteuer Natur! Als Fährtensucher und Detektiv durch Wald und Flur | Wenn einer mit wachsamen Augen durch Wald und Flur streift, kann die Natur für ihn zu einem Abenteuer werden. Bei jedem Spaziergang entdeckt er neues und überraschendes. Denn, das was für die meisten Menschen ein Buch mit 7 Siegeln ist, wird für ihn zu einem lehrreichen Lesebuch oder spannenden Roman. Aus Spuren Rückschlüsse ziehen! | An unzähligen Kleinigkeiten, die der Unaufmerksame überhaupt nicht wahrnimmt, kann er erkennen, welches Tier hier noch vor kurzem anwesend war und was es tat. Meist sind dies Spuren oder andere Merkmale, welche diese hinterlassen haben. Vor allem im Winter kann man jede Menge sich im Schnee abzeichnende Spuren wahrnehmen. Dies ist die ideale Zeit, in der man draußen ausgezeichnet Fährtensucher und Detektiv spielen kann. Etwas Erfahrung vorausgesetzt, ist es gewissermaßen ein leichtes, diese tierischen Hinterlassenschaften zu bestimmen oder gar Rückschlüsse auf Verhalten und Lebensweise der betreffenden Tierart zu ziehen. Für Naturvölker, die von der Jagd lebten, war das Erkennen dieser Spuren einst lebenswichtig. Sie mußten wissen, welche Spur welches Tier hinterlassen hatte. Daraus ersahen sie, ob es sich lohnte, das Tier zu jagen; denn viele Fehlschläge konnten sie sich nicht leisten, was sofort Hunger und Elend zur Folge gehabt hätte. | | Für unsere heutige Gesellschafts- und Lebensform hat das Erkennen von Spuren und das daraufhin folgende Jagen nicht im Entferntesten mehr die Bedeutung, wie einst bei unseren Urahnen in der Steinzeit. Trotz allem gibt es aber einige Berufsstände, bei denen das Spurenlesen eine gewisse Bedeutung hat. Denken wir nur an Landwirte oder Gärtner, die aus den Tierspuren, welche sie auf ihrem Grund und Boden finden, erkennen müssen, um welche Tiere es sich dabei handelt, um so etwaige schädliche Einflüsse von Tierarten vermeiden zu können. Auch für den Jäger ist es wichtig, daß er Tierspuren richtig deuten kann. Er weiß so immer, welche Tierarten in seinem Revier leben und wo sie sich aufhalten. | Fußabdrücke im Schnee Obwohl wir die meisten einheimischen Tierarten vom Aussehen her kennen, wissen wir im Grunde doch eigentlich sehr wenig von ihnen. Dies gilt auch für ihre Spuren und andere Merkmale, die sie in Feld und Wald hinterlassen. Die einfachste Möglichkeit, Spuren zu finden, haben wir im Winter bei Neuschnee. Nach solch einem leichten Schneefall werden wir eine Fülle von Fußabdrücken entdecken. Sie können menschlichen oder tierischen Ursprungs sein. Vor allem wenn der Schnee nur wenige Zentimeter hoch ist, zeichnen sich die Spuren der Wildtiere so klar ab, wie geschriebene Wörter auf einem weißen Blatt Papier. Diese Geläufe, Fährten und Spuren kann man relativ problemlos identifizieren. In der Nähe von Hecken und Waldrändern findet man oft Spuren von Hasen. Auch Rehwild hält sich gern an Waldrändern auf. Mitten in der Feldflur an Büschen kann man die Geläufe der Rebhühner finden. Das gleiche gilt für den Dachs, der oft auf freiem Feld unterwegs ist. Mit Hilfe eines Bestimmungsbuches wird es zu einer spannenden Beschäftigung, an der besonders Kinder sehr viel Spaß haben. Auch eine andere Hinterlassenschaft der Tiere kann jeder bei Schnee ebenfalls sehr leicht entdecken. Es sind dies die Darmausscheidungen, welche bei den Säugetieren Losung und bei den Vögeln Gestüber genannt wird. Da diese bei jedem Tier ein anderes artspezifisches Aussehen haben, kann man mühelos darauf schließen, welches Tier sich hier aufgehalten hat. | | Auch am Gewölle - das sind die unverdaulichen Teile der Beutetiere, die Eulen, Greif- und Rabenvögel auswürgen - kann man das betreffende Tier erkennen. Wenn wir unseren winterlichen Streifzug fortsetzen, werden wir noch andere interessante Spuren - vielleicht eben noch anwesender Tiere - aufspüren. Dies kann eine abgestoßene Geweihstange eines Rothirsches oder das Gehörn eines Rehbocks sein. Löcher in Baumstämmen, an dessen Fuß Holzspäne liegen, stammen höchstwahrscheinlich vom Schwarzspecht, der hier nach Herkulesameisen gesucht hat. Finden wir im Winter Ameisenhaufen, in denen sich Löcher befinden, dann war dies das Werk eines Grünspechts, der nach Ameisen und Puppen suchte, die tief im Haufen überwintern. Auch eingeklemmte Fichten- oder Kiefernzapfen sind das Werk eines Spechtes, der an dieser sogenannten „Spechtschmiede“ Samen aus den Zapfen holte. | | Tierwohnungen und andere Behausungen Tierspuren finden wir nicht nur im Winter. In demselben Maße sind sie das ganze Jahr über vorhanden. Für den Unkundigen ist es in dieser Zeit jedoch nicht einfach, Tierspuren bzw. Hinterlassenschaften als solche zu erkennen. Ein solches Beispiel liefert uns das Wiesenschaumkraut. Wer im Frühling entlang von Wiesen geht, in denen diese zartlila blühende Pflanze gedeiht, sollte seinen Blick einmal etwas genauer darauf werfen. Wie schon der Name vermuten läßt, findet man bei näherer Betrachtung da, wo die Blätter am Stengel ansetzen, öfters Schaumklümpchen. Dieser sogenannte Kuckucksspeichel stammt von einer Zykadenart, genauer gesagt von deren Larve. Diese saugt nämlich den Saft vom Wiesenschaumkraut in solchen Mengen in sich hinein, daß sie den größ-ten Teil wieder unverdaut ausscheidet. Wenn die Larve diese Flüssigkeit mit Atemluft vollpumpt, entsteht ein Schaumklümpchen, daß ihr als Wohnung dient in der sie vor Austrocknung aber auch vor Feinden geschützt ist. | Einiges läßt sich auch an Maulwurfshaufen ablesen. Befindet sich in einem ein Loch, so hat der Bewohner wahrscheinlich das Gangsystem verlassen. Wenn er zurückkehrt, schließt er dieses wieder hinter sich. Sind mehrere Haufen vorhanden, kann aus deren Lage ungefähr der Verlauf der Gänge abgeschätzt werden. Unter dem größten Maulwurfshaufen befindet sich gewöhnlich ein Lager bzw. der Mutterbau. | Das Vorhandensein von Bibern läßt sich ebenfalls leicht feststellen, ohne daß man diesen Nager sieht. Da er sich in den letzten Jahren über ganz Bayern ausgebreitet hat, findet man da, wo er sich niedergelassen hat, seltsam schräg abgenagte Baumstümpfe. An Bäumen, an denen der Biber noch nagt, sind eieruhrförmige Einkerbungen. Der Biber fällt diese Bäume, um an das Laub und die Rinde zu kommen, die ihm als Nahrung und als Wintervorrat dienen. An Spinnennetzen kann man dessen Bewohner erkennen, ohne daß man ihn sieht. Jede Spinne baut nämlich ihr charakteristisches Netz. Die formvollendeten Radnetze werden nur von den verschiedenen Kreuzspinnenarten und Wespen- bzw. Zebraspinnen gebaut. Das Fanggewebe der Baldachin bzw. Deckennetzspinne nennt man dagegen Baldachinnetz. Vor allem nach taureichen Nächten sieht man es am Morgen überall an Gebüschen und zwischen den Sträuchern. Und auch die Trichterspinne baut ihr arttypisches Netz. Wer sich einmal etwas näher mit Spinnen und ihren Fanggeweben befaßt, wird davon fasziniert sein! | | | | Vögel an ihren Nestern und Eiern erkennen! Hinweise auf die Anwesenheit bestimmter Vogelarten geben uns wiederum die Überreste von Eiern, bzw. Eierschalen, die wir in der Nähe von Nestern finden. Am leichtesten ist es, wenn sich im Nest Eier befinden. Mit Hilfe eines Bestimmungsbuches kann man dann Rückschlüsse auf die betreffende Vogelart ziehen. Ein kurzer Blick auf das Nest muß allerdings genügen, zumal das Brutpaar bei seiner Arbeit möglichst nicht gestört werden sollte. Neben der Farbe und Größe ist die Form des Eies ein wichtiges Erkennungsmerkmal. Es gibt vier verschiedene Eiformen. Diese sind elliptisch, oval, spitzoval und kreiselförmig. Auch an verlassenen Nestern und ihrer Lage kann Rückschluß auf ihre früheren Bewohner gezogen werden. Trotz der großen Vielfalt gibt es einige charakteristische Formen von Nestern. Die meisten Vögel bauen ihre Nester aus unterschiedlichem Pflanzenmaterial. Form und Größe können dabei sehr variieren. Der größte Teil unserer heimischen Vogelarten baut sogenannte Napfnester. Aber auch auf dem Boden bauen einige ihre Brutstätte, wie etwa die Feldlerche. Andere, wie der Fasan, scharren sich nur eine flache Bodenmulde. Im Vergleich zu den zierlichen Kugelnestern der Laubsänger die einen seitlichem Eingang haben, sind die Reisighorste der Greifvögel fast unförmig. Dennoch dienen sie ebenso wie die Baumhöhlen der Meisen und Spechte, ihrem Zweck hervorragend. Wer an all diesen Behausungen seinen Bewohner identifiziert, kann sich schon als Vogelkenner rühmen. | | In der Nähe von Wohnsiedlungen stoßen wir z.B. im Wald des öfteren auf Kropfplätze. Dies wird dann der Fall sein, wenn in der näheren Umgebung ein Brieftaubenzüchter zuhause ist. An solch einem Kropfplatz finden wir die Überreste von Beutetieren, die größere Greifvogelarten geschlagen haben. Meist sind es die vorhin erwähnten Brieftauben oder andere Vogelarten. Oft befinden sich auf engstem Raum Dutzende solcher Plätze. Fraßspuren an den unterschiedlichsten Baumarten sind schon etwas schwieriger und oft nur vom geschulten Auge zu erkennen. Sie können von den unterschiedlichsten Tierarten sein. Abgeschälte Rinde an kleineren Bäumen oder an Bäumchen dagegen weisen wahrscheinlich auf eine Scheuerstelle hin. Rothirsche und Rehböcke sind die Urheber, indem sie ihr Bastgeweih im Frühling daran scheuern. Aber auch zur Kennzeichnung ihres Reviers hinterlassen Rehböcke mitunter solche Scheuerstellen. Wenn uns unser Spaziergang durch ein Waldstück führt, in dem ein Dachs seinen Bau hat, werden wir auf dem Boden nicht selten Reste von Hummeln- oder Wespennestern sehen, welche dieser ausgräbt und dabei den Inhalt verzehrt. | | Baumschleier und Natternhemden In manchen Jahren trifft man in Wald und Flur hin und wieder auf eine fast gespenstische Erscheinung. Es sind einzelne Bäume und Sträucher, die aussehen, als wären sie mit einem weißen Leintuch überzogen. Regnet es dann einige Zeit, verändert sich dieses seltsame Gebilde, so daß man meinen könnte, eine Plastikfolie wäre eng um Äste und Stamm gewickelt. Bei diesem seltsamen Gebilde handelt es sich um das Gespinnst von Raupen der Gespinnstmotten. Betrachtet man einen solchen Baum etwas näher, dann sieht man auch die kleinen gefräßigen Raupen, die den befallenen Baum fast kahl fressen. Einen anderen Baumschädling kann man am Stamm gefällter Bäume oder deren Rinde erkennen, falls diese abgefallen ist oder abgeschält wurde. Es sind die verschiedenen Arten von Borkenkäfern, die mit ihrem Nachwuchs am Stamm und in der Rinde ein charakteristisches Fraßbild, das sogenannte Buchdruckermuster hinterlassen. Wer im Frühjahr Glück hat, findet ein sogenanntes Natternhemd. Bei ihm handelt es sich um die abgestreifte Haut einer Kreuzotter. Amphibien wie Reptilien streifen nämlich von Zeit zu Zeit eine dünne Hornschicht ab. | | | | | |