| Die Familie der Katzen (Felidae) umfasst weltweit mehr als drei Dutzend Arten. Fünf davon gehören zur Gattung der Großkatzen (Panthera). Eine dieser Großkatzen ist der Tiger. Sein natürliches Vorkommen beschränkt sich auf Asien. Aufgrund seiner charakteristischen schwarzen Streifen auf goldgelbem bis rötlich-braunem Fell ist er unverwechselbar. Seine imposante Größe macht den Tiger zur größten aller lebenden Raubkatzenarten. |
| Von den ursprünglich schätzungsweise 100.000 Tieren leben heute nur noch höchstens 5.000-7.000 in Indien, Sibirien, Indonesien und im Südosten Chinas. Tiger werden in fünf Unterarten eingeteilt, drei weitere Unterarten sind im 20. Jahrhundert ausgestorben, eine vierte wurde seit über 25 Jahren nicht mehr in freier Wildbahn gesichtet. | Tiger ist nicht gleich Tiger Aufgrund der doch sehr unterschiedlichen regionalen Verbreitungsgebiete konnten sich die Tiger in unterschiedlicher Art und Weise entwickeln. Unterbrochen von Wüsten, Meeren oder Hochgebirgen konnten sich die einzelnen Tiere oft in einem gewissen Ausmaß eigenständig entwickeln. Nur so ist erklärbar, dass regionale Unterscheidungen in der Fellzeichnung (Streifenzeichnung, Grundfärbung), Haarlänge und Körpergröße möglich sind. Aufgrund dieser Besonderheiten lassen sich Tiger in verschiedene Unterarten aufgliedern. - Amurtiger oder Sibirischer Tiger (Panthera tigris altaica ) Süd-Ost Russland
- Indochinesischer, Indochina Tiger oder Corbettstiger (Panthera tigris corbetti) Indochina
- Südchinesischer Tiger, Chinesischer Tiger oder Amoytiger (Panthera tigris amoyensis) südliches China
- Sumatra Tiger (Panthera tigris sumatrae) Sumatra
- Königstiger oder Bengaltiger (Panthera tigris tigris ) Indien
- Malaysia Tiger (Panthera tigris jacksoni) Malaysia
- Kaspi-Tiger oder Persischer Tiger (Panthera tigris virgata ) westliches Asien
- Java Tiger (Panthera tigris sondaica ) Java
- Bali Tiger (Panthera tigris balica ) Bali
Der Kaspi-Tiger, der Java Tiger sowie der Bali Tiger sind laut wissenschaftlichen Untersuchungen bereits ausgestorben. | | Doch es gibt auch völlig neue Erkenntnisse aus dem Reich der Großkatzen. Im Jahr 2004 wurde eine Unterart des Tigers durch Genanalysen nachgewiesen, so dass es sich hier um eine eigenständige Unterart handelt – der Malaysia Tiger (Foto links). Bis zu diesem wissenschaftlichen Nachweis wurde er als Vertreter des Indochina Tigers angesehen, da sich beide Tiger in Gewicht und Körperlänge kaum unterscheiden. Wie sein Name aussagt, findet man ihn auf der Malaysischen Halbinsel. Alleine diese Neuentdeckung zeigt, wie schwer eine mögliche Unterscheidung der einzelnen Tigerarten ist – mit einer Ausnahme – dem Sibirischen Tiger (Foto oben). Dieser grenzt sich alleine schon wegen seiner imposanten Größe und seinem besonders langen Fell im Winter von den anderen Tigerarten ab. |
| Lebensräume und Ernährung Als Lebensraum bevorzugen Tiger ausgedehnte Wälder mit Mischwäldern, die sich aus Laub- und Nadelbäumen zusammensetzen. Hier ist das Angebot an Beutetieren besonders groß. Auch heute findet man solche Wälder in weiten Teilen der russischen Amurregion, dem Lebensraum der sibirischen Tiger, woher sich ihr zweiter Name „Amurtiger“ ableitet. Tiger sind somit vor allem Waldtiere, sie brauchen die Deckung des Unterholzes, wo ihnen die Streifung des Fells die beste Tarnung gibt. Als standorttreue Tiere halten sie sich meist ihr ganzes Leben lang in der selben Gegend auf. Je nach Verfügbarkeit von Beutetieren umfasst ein Revier im südlichen Lebensraum weniger Quadratkilometer wie im Norden. Hier beanspruchen Männchen schon mal ein Gebiet von bis zu 1.000 km², wobei das Revier der weiblichen Tiere deutlich kleiner ist (max. 400 km²). Da die meisten Tiger gern und oft schwimmen, werden die Lebensräume von Seen oder Flüssen durchzogen. Die einzelnen Reviere werden mit Urin oder Kratzspuren markiert und von den territorialen Tieren gegen gleichgeschlechtliche Artgenossen verteidigt. | | | | Tiger bauen sich ihre mit viel Laub ausgepolsterten Schlupfwinkel in Spalten, kleinen Felsenhöhlen oder zwischen umgestürzten Bäumen. Aufgrund des sehr großen Reviers besitzen sie oft mehrere Tigerhöhlen, die abwechselnd genutzt werden. Innerhalb seines Wohngebietes bewegt sich jeder Tiger für seine Wanderung durch ein Netz von selbst geschaffenen Pfaden. Gerade im Winter ist dieses für den sibirischen Tiger sinnvoll zur Orientierung, denn im Gegensatz zu seinen südlichen Verwandten ist sein Revier von einer dicken Schneeschicht überzogen. Durch das Wandern auf immer den gleichen Wegen werden zudem die Pfade gefestigt und so wird verhindert, dass sich Schnee zwischen den Zehen festsetzt, was sehr schmerzhaft sein kann. Außerdem lässt sich so bequemer und schneller das große Revier durchstreifen, als sich immer wieder durch den tiefen Schnee kämpfen zu müssen. Ein Sibirischer Tiger kann täglich leicht bis zu 20 km zurück legen. Wenn es die Suche nach Beutetieren erfordert, kann eine Wanderung aber auch bis zu 100 km an einem Tag betragen. | Die Hauptbeute der Tiger variiert je nach Verbreitungsgebiet und Beutevorkommen. Hauptsächlich werden Hirsche, Wildschweine oder Wildrinder gejagt. Tiger können aber auch in seltenen Fällen junge Elefanten und Nashörner sowie Krokodile angreifen. Zum Nahrungsspektrum gehören außerdem auch kleinere Arten wie Vögel, Affen, Fische und Reptilien. | Wie fast alle Katzen ist der Tiger ein ausgesprochener Pirschjäger. Auf leisen Sohlen schleicht er gemächlich durch sein Revier. Keine Bewegung und kein Geräusch im Dickicht entgeht ihm. Wenn er ein mögliches Opfer ausgemacht hat, schleicht er in geduckter Haltung an das Tier heran, um dann mit zwei, drei gewaltigen Sprüngen auf das überraschte Opfer zu springen. Seine großen Pranken mit ihren spitzen Krallen packen schnell zu und reißen die Beute zu Boden. Mit einem kräftigen Biss wird das Genick gebrochen oder die Kehle durchgebissen. |
| Ein Tiger kann 18 bis 40 Kilogramm Fleisch auf einmal fressen. Zur restlichen Beute kehrt er mitunter bis zu sechs Tage lang zurück, sofern sich nicht andere Tiere in der Zwischenzeit an den Überresten gütlich getan haben. | Fortpflanzung und Jungtiere Tigerpärchen treffen sich nur zur Paarungszeit. Diese dauert zwischen drei und fünf Wochen und kann im ganzen Jahr stattfinden. Ob das Weibchen (Katze) bereit ist, prüft das Männchen (Kater) mit Hilfe des Jacobsonschen Organs, das sich am oberen Gaumen befindet. Der Kater öffnet leicht das Maul, um sogleich die Oberlippe zurück zu ziehen. Dieses auch bei Pferden bekannte Verhalten nennt sich „Flehmen“. Wird ein Paarungswille „erschnüffelt“, paaren sich beide Tiere mehrmals in den folgenden vier bis sechs Tagen. | | | Während dieser Zeit finden auch die meisten Kämpfe unter männlichen Tigern statt, die ansonsten die gegenseitigen Reviere achten. Ein Kater paar sich mit verschiedenen Katzen und verlässt sie spätestens zum Zeitpunkt der Geburt. Er spielt somit als Vatertier keine weitere Rolle. | Nach einer Tragzeit von ca. 100 Tagen bringt die Tigerin normalerweise bis zu drei, in Extremfällen aber auch bis zu sechs Junge auf die Welt. Hat das Weibchen erst einmal geworfen, kann es besonders aggressiv auf Störenfriede reagieren. Auch ein nun eindringendes, fremdes Männchen könnte die Jungen töten. Die Tigerin hat zwei Zitzenpaare und kann also vier Junge gleichzeitig säugen. Bei großen Würfen kann es vorkommen, dass eine Tigerin einige ihrer Nachkömmlinge tötet und auffrisst. Dieses Verhalten dient alleine dem Schutz der anderen, denn sonst würden alle nicht genug abbekommen und der ganze Wurf könnte nicht überleben. Die Sterblichkeit ist bei Tigerkindern recht hoch und viele Jungtiere erreichen das erste Lebensjahr nicht. | Die knapp 40 cm großen, bis zu 1400 Gramm schweren Tigerjungen können wie alle Katzenkinder noch nicht sehen. Die Augen öffnen sich erst nach 10 bis 14 Tagen und ab da bekommen sie auch ihre Milchzähne. Bis zu diesem Zeitpunkt haben sich die Kleinen ausschließlich von der Milch der Mutter ernährt. Sie werden ca. 2 Monate lang gesäugt, bevor sie langsam entwöhnt werden. Tigerweibchen haben immer nur einen Wurf zur selben Zeit. Ab dem 6 Lebensmonat gehen die Jungen gemeinsam mit ihrer Mutter auf die Jagd und lernen von ihr alles, was ihrem zukünftigen Überleben dient. Nach einem Jahr ist das Gebiss vollständig ausgewachsen. Die jungen Tiger bleiben aber vielfach noch bei der Mutter, um zum Zeitpunkt der Geschlechtsreife ab dem 3. Lebensjahr eigene Wege zu gehen. Aus diesem Grunde ist es nicht verwunderlich, dass weibliche Tiger (obwohl Einzelgänger) oft von jungen oder jugendlichen anderen Tigern begleitet werden. | | | In der Wildnis können Tiger bis zu 15 Jahre, in Gefangenschaft bis zu 26 Jahre alt werden. |
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